Heidi Weber & Le Corbusier – Freundschaft und Zusammenarbeit

Heidi Weber & Le Corbusier am Flughafen Zürich

Der Händedruck

Dem 71-jährigen Le Corbusier steht eine charismatische 31-jährige Frau mit unbeirrbarer Willenskraft gegenüber. Heidi Weber ist hoch motiviert, das brachliegende Potenzial seiner Kunst zu fördern. Sie ist eine der Ersten, die das Talent des Malers Le Corbusier erkennt und vor allem, sich wirklich dafür einsetzen will.

"Das Geheimnis der Übereinstimmung, der Freundschaft zwischen Le Corbusier und mir, liegt genau in dem Moment, in dem wir uns bei unserem ersten Zusammentreffen die Hand gaben. Jedes Mal, wenn wir uns die Hand gaben, bei jedem unserer Gespräche, bestätigte er mir sein Vertrauen, seinen Respekt, seine Freundschaft. Während der sieben Jahre unserer Zusammenarbeit brauchten wir keine Worte. Unser gegenseitiges Vertrauen genügte allein. Durch die Intensität seines Händedrucks übermittelte er mir seine Energie, seinen Willen, sein Wollen, sein Wissen." (Heidi Weber)

Ausstellungen im Mezzanin – Heidi Webers Studio für Raumgestaltung

Heidi Weber wird zur großen Förderin von Le Corbusiers Werk

Heidi Webers erste Ausstellung mit dem Titel , “Le Corbusier: Gemälde - Wandteppiche - Zeichnungen - Lithographien - Möbel”, lief von Ferbruar bis April 1959.

Zwischen 1959 und 1963 traf Le Corbusier mehrere wichtige Entscheidungen bezüglich seiner Zusammenarbeit mit Heidi Weber. 1959 verlieh der erste unterzeichnete Vertrag Heidi Weber das Exklusivrecht für die Herstellung und den Verkauf der vier originalen Möbelmodelle Le Corbusiers in Europa und den USA. Am 4 Juni 1962 verfasste Le Corbusier, nach gemeinsamer Absprache, einen Vertrag, in dem er Heidi Weber über eine Dauer von 30 Jahren das Exklusivrecht verlieh, seine Werke direkt bei ihm sowie in der damals in der Entstehung begriffenen Fondation zu kaufen und in der ganzen Welt zu verkaufen.

Le Corbusier entwarf über 30 großflächige Wandteppiche. Eine besondere Herausforderung für Heidi Weber.

Le Corbusiers "Wandnomaden"

Für Heidi Webers erste Verkaufsausstellung mit Werken von Le Corbusier in ihrem Studio Mezzanin im Februar 1959 stellte ihr Le Corbusier drei Ölbilder, zehn Aquarelle und die zwei eindrücklichen Tapisserien “Les Musiciennes” und “Les Mains” zur Verfügung. Heidi Weber war begeistert von den formen- und farbenreichen Wandteppichen. Sie erkannte sofort die Qualitäten der beweglichen Wandbilder aus Wolle, denn sie teilte die fortschrittlichen Wohnideen Le Corbusiers. Für die Vermittlung der Tapisserien brachte sie reife Erfahrungen aus ihrer vorangehenden Tätigkeit als Raumgestalterin mit. Trotz ihrer Weitsicht stellte der Verkauf der Tapisserien eine besondere Herausforderung dar, denn wegen der Größe und markanten Ausstrahlung der Arbeiten war es schwierig, Sammler zu finden. Es brauchte Mut zu Neuem. Erschwerend kamen hohe Herstellungskosten und geringe Gewinnmargen für die Handanfertigung aus Aubusson hinzu. Aus diesen Gründen waren die Verkäufe durch Pariser Galerien Paris rar. Die Situation änderte sich, als Heidi Weber sich der Wandnomaden annahm. Le Corbusier bat Heidi Weber um einen besonderen Einsatz für seine Tapisserien, deren Kreation ihm viel bedeutete. Heidi Weber erkannte, dass sich vor allem öffentliche Räume für die großformatigen Wandteppiche eigneten. Diese Räume boten zudem den Vorteil, dass die Werke einem breiteren Publikum gezeigt werden konnten. Kunst sollte nicht in Lagerhäusern vor sich hindämmern, sondern möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Sie konnte während rund 20 Jahre insgesamt 36 Wandteppiche im privaten und öffentlichen Raum platzieren.

Lithografien in höchster Ausführungsqualität für die breite Öffentlichkeit

Das gemeinschaftliche lithografische Werk

Heidi Weber hat Le Corbusier auch angeregt, seiner Poesie eine Ausdrucksform zu verleihen, die für Kunstinteressierte mit bescheidenden finanziellen Mitteln zugänglich und erschwinglich sein sollten. Es begann mit Kupferstichen, die Heidi Weber Le Corbusier zum Eingravieren brachte. Sie konnte ihn von ihrem Konzept für eine Edition und deren erfolgreichen Vertrieb überzeugen. Im Frühling 1960 hat Le Corbusier Heidi Weber dem berühmten Pariser Lithographen Fernand Mourlot vorgestellt. Wenn auch die Schöpfung der einzelnen lithografischen Werke Le Corbusiers alleinige Leistung darstellt, so ist es andererseits Heidi Weber zu verdanken, dass es überhaupt ein beachtliches lithografisches Werk von Le Corbusier gibt, da die Werke auf ihre Initiative und ihre konsequente Förderung seines diesbezüglichen Schaffens zurückzuführen sind. Die handwerkliche Kunst und Sorgfalt des Lithografen Fernand Moulot verschafften den Kunstblättern höchste Ausführungsqualität. Das Wichtigste an dieser Geschichte ist das unbeirrbare Engagement von Heidi Weber und das Zusammentreffen von Le Corbusier & Heidi Weber zur Förderung des künstlerischen Schaffens und gleichzeitig zur Öffnung des Zugangs seines Werkes für die breite Öffentlichkeit.

Ein Visonärin geht ihren Weg

Vom Mezzanin zum Centre Le Corbusier

Das Werk Le Corbusiers erfuhr durch die Beziehung zu Heidi Weber eine gesteigerte Wertschätzung. Doch die bis 1960 durchgeführten Ausstellungen reichten Heidi Weber nicht, um die Größe und Genialität Le Corbusiers der Welt zu vermitteln. Sie krempelte die Gegenwart um, um die Zukunft vorzubereiten. Sie hatte eine Vision: Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein von Le Corbusier erbautes Museum, das seine plastischen Werke, Wandteppiche, Möbel und Bücher sowie groß angelegte Ausstellungen beherbergen sollte. Heidi Weber hatte die Vision, nicht allein das künstlerische Werk Le Corbusiers zu zeigen, sondern den Künstler mit dem Architekten zu vereinen. Dies bedeutete, die Werke Le Corbusiers innerhalb einer seiner eigenen Architekturen zu fördern. Eine Herausforderung, die man Le Corbusier bis dahin noch nie vorgeschlagen hatte! Gerade dieses Konzept der Kunstsynthese, das Gesamtkunstwerk Le Corbusiers der Öffentlichkeit nahe zu bringen – was auch ein besonderes Anliegen des Künstlers selbst war – wird zu einer Herausforderung für Heidi Weber. Diese ist umso größer, als es zu dieser Zeit in der Schweiz noch kein Privatmuseum gab, das von einer Frau realisiert und geleitet werden sollte. Die Idee ging ihren Weg.